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Numi heißt jetzt Koorvi: 6 Tipps für ein erfolgreiches Rebranding

Wenn GründerInnen am Anfang ihrer Startup-Journey stehen, ist der perfekte Name für Unternehmen oder Produkt nicht unbedingt die oberste Priorität. Daher verwundert es eher nicht, wenn ein Startup seinen Namen ändert oder zumindest sein Produkt einem Rebranding unterzieht. Doch was gibt es dabei zu beachten? Genau darüber haben wir mit Andrea Schneller gesprochen, der Geschäftsführerin und Co-Founderin von Koorvi. Sie erzählt vom Rebranding ihres Startups und gibt handfeste Tipps für GründerInnen, denen ähnliche Schritte bevorstehen.

Koorvi, vor dem Rebranding unter dem Namen Numi bekannt, ist eine SaaS-Lösung für Konsumgütermarken, die eine intelligente und nutzerfreundliche Rücknahme von gebrauchten Produkten ermöglicht. Damit hilft Koorvi Marken beim tracken und managen von Rücknahmeströmen und automatisiert derzeit manuelle Prozesse, wie die Erstellung von Versandetiketten, Vorsortierung und Kundenauszahlung. Das Plugin des Startups kann in alle bestehenden Shopsysteme integriert und individuell angepasst werden. Die Produktrücknahme ermöglicht Marken, nachhaltiger zu sein und durch Recommerce und Teileaufbereitung Einnahmen zu generieren. So will das Impact-Startup einen maßgeblichen Beitrag zur Circular Economy leisten.

Munich Startup: Was hat Euch zu Eurem Rebranding veranlasst? Warum seid ihr jetzt Koorvi und nicht mehr Numi?

Andrea Schneller, Koorvi: Dafür gab es ein paar Gründe. Den Namen Numi hatten wir uns bereits in einer sehr frühen Phase gegeben, als nur die erste Idee da war. Damals haben wir uns angeschaut, was wir als Markennamen spannend finden und welche Domains es überhaupt noch gibt. In der Circular Economy hatten wir dabei die große Herausforderung, dass alle den “Circle“ schon im Namen haben und am Ende keiner mehr weiß, wer eigentlich was macht. Daher wollten wir auch etwas nehmen, was ein Eigenname ist. So sind wir zu Numi und der Domain numi.circular gekommen. Wir mussten dann aber lernen, dass wir uns mit Namen und Domain nicht nur einen Gefallen getan haben. Denn es gibt viele andere Unternehmen, die auch so heißen: Yoga-Studios, eine Kosmetik-Brand, alles, was man sich so vorstellen kann. Das hat es dann wieder schwierig gemacht, uns in Google zu finden, auch, da wir Numi als Markenname, aber numi.circular als Domain hatten.

Zufall: Ein zweites Startup mit dem Namen Numi entstand zeitgleich in München

In dieser frühen Phase war uns schon bewusst, dass wir uns mit dem Thema noch einmal auseinandersetzen müssen. Nach dem erste Proof wollten wir hier weitergehen und die Marke auch schützen. Am Anfang war es für uns aber auch eine ökonomische Abwägung: Es macht keinen Sinn, als allererstes eine Marke zu schützen, wenn wir noch gar nicht wissen, wie das Produkt am Ende aussehen wird. In dieser Zeit hat dann der Zufall zugeschlagen, denn zeitgleich ist in München ein anderes Startup entstanden, das ebenfalls Numi hieß: Sie hatten sich die Domain numi.digital gesichert. Das andere Team hatte den Namen für sich schützen lassen und uns war klar, dass es wahrscheinlich schwierig wird, das parallel zu schützen.

Für uns war das aber insofern okay, weil uns eben von vornherein bewusst war, dass wir uns möglicherweise einen neuen Namen suchen müssen. Darum hatten wir unserem Unternehmen selbst einen von der Marke unabhängigen Namen gegeben: Circular Systems.

Munich Startup: Was sind denn die ersten Schritte bei einem Rebranding?

Andrea Schneller: Das ganz große Thema, vor dem wir auch großen Respekt hatten, war natürlich die Frage, was ist eine Alternative? Am Anfang konnten wir uns nicht vorstellen, dass wir einen anderen Namen finden, der auch so gut zu uns passt wie Numi. Dementsprechend war das Brainstorming hierzu einer der ersten Schritte. Und genau das hat uns auch eine ganze Weile beschäftigt. Wir haben sehr viele Runden gedreht, in denen wir, ausgehend von dem, was wir tun, Begriffe kombiniert, Schachtelwörter ausprobiert und in anderen Sprachen gedacht haben.

„Wir haben uns von einem Markenrechtsanwalt unterstützen lassen“

Gleichzeitig haben wir natürlich auch geschaut, dass wir uns nicht wieder für eine Marke entscheiden, die dann entweder jemand anderes schützt oder die eben schon geschützt ist in irgendeiner Form. Dazu haben wir uns von einem Markenrechtsanwalt unterstützen lassen. Der hat zum einen Numi nochmal gecheckt und uns final gesagt, dass es mit dem Namen nichts mehr wird. Die Kanzlei hat dann auch unsere Optionen aus den Brainstormings direkt überprüft, noch bevor wir uns für einen neuen Namen entschieden hatten.

Im Nachhinein muss ich aber sagen, die Recherche hätten wir auch selbst erledigen können. Die Anwälte haben auch nichts anderes gemacht, als beim DPMA im Markenregister die kostenlose Suchfunktion zu benutzen. Klar, man muss sich schon ein bisschen damit beschäftigen, was es mit Wortmarke, Bildmarke und so weiter auf sich hat. Aber so eine initiale Recherche für den ersten Überblick kann man auch selbst erledigen. Da haben sie echt gut an uns verdient.

Munich Startup: Und wie ging es dann weiter, als ihr Euren neuen Namen gefunden hattet?

Andrea Schneller: Als klar war, dass Koorvi unser neuer Name wird und wir damit auch eine Domain bekommen, haben wir angefangen uns auf das Rebranding selbst vorzubereiten. Bei uns ging das dann Hand in Hand mit der kompletten Überarbeitung der Webseite. Das ist natürlich kein Muss, aber eben ein guter Zeitpunkt. Wir haben dann ein bisschen damit gespielt, auf Linkedin die anstehenden Änderungen anzuteasern, weil wir unsere FollowerInnen auch ein bisschen vorbereiten wollten.

Mit einem sechswöchigen Plan organisierte Koorvi das Rebranding

Darauf folgte dann die Rebranding-Zeit: Wir haben einen sechswöchigen Plan erstellt, der für jede Woche bestimmte Aktivitäten rund ums Rebranding umfasst hat. In der Zeit haben wir Informationen gelauncht, wir hatten Podcasts und Artikel in der Pipeline, E-Mails verschickt, Kontakte informiert und noch mehr gemacht. Unser Ziel war es, dass in diesen sechs Wochen jeder und jede in unserem Netzwerk mindestens sechsmal den neuen Namen sieht. Damit das auch im Kopf bleibt.

Dabei kann man auch manches leicht unterschätzen: Denn durch das Rebranding und die neue Domain haben sich ja auch alle Emailadressen bei uns geändert. Also mussten wir dementsprechend sämtliche Accounts anpassen und alle Kontakte informieren, dass man eine neue Emailadresse hat.

Munich Startup: Seid Ihr zufrieden damit, wie es gelaufen ist?

Andrea Schneller: Ja, wir sind wirklich total happy, vor allem mit dem neuen Namen. Da hatten wir am Anfang doch Sorge, ob wir uns überhaupt von dem alten verabschieden können, und es hat eine Weile gedauert, um uns umzugewöhnen. Wir haben aber viel gutes Feedback bekommen, dass das Logo cool ist, dass der Name gut ankommt und auch dass die neue Webseite ein gelungener Step war. Und natürlich der Vorteil, dass wir mit dem Namen Koorvi keinerlei Konkurrenz haben. Wenn man in Google Koorvi eingibt, dann kommen nur wir.

Lange Zeitläufe und kleine Überraschungen

Munich Startup: Wie lange hat das Rebranding für Euch gedauert, von der Entscheidung bis zum finalen Go-Live der neuen Marke?

Andrea Schneller: Der reine Prozess, in dem wir uns aktiv damit beschäftigt haben, dauerte in etwa ein halbes Jahr. Im September 2023 haben wir angefangen, uns ganz akut damit zu beschäftigen. Das ging mit den Brainstormings und den Registerauskünften los. Im Oktober folgten dann die tatsächlichen Markenanmeldungen. Die dauern ja immer ein paar Monate, vom europäischen Register haben wir die Rückmeldung im Januar bekommen. Nach der ersten Eintragung läuft da allerdings noch eine dreimonatige Widerspruchsfrist, während der sich eine ähnliche Marke melden könnte. Ab Mitte Januar haben wir dann mit unserem Kommunikationsplan angefangen und im Februar letztendlich die Webseite umgestellt. Insgesamt war das also in etwa ein halbes Jahr, aber wie gesagt, hatten wir ein mögliches Rebranding ja schon bei der Gründung des Unternehmens auf dem Schirm.

Munich Startup: Ist euch in diesem halben Jahr irgendwas passiert, womit ihr so gar nicht gerechnet habt?

Andrea Schneller: Was uns auf jeden Fall überrascht hat, war, wo wir eigentlich überall auftauchen, also wo man als Startup auch ohne eigenes Zutun gelistet ist. Durch das Rebranding mussten wir uns damit beschäftigen und haben jetzt eine vernünftige Übersicht. Und natürlich haben wir auch die Accounts geclaimed und inhaltlich bereinigt.

6 konkrete Tipps für ein Rebranding

Munich Startup: Welche konkreten Tipps kannst Du mit Deiner Erfahrung anderen GründerInnen für ein Rebranding geben?

Andrea Schneller: 1. Während wir unseren neuen Namen gesucht haben, haben wir uns direkt auf eine Förderung beworben. Es gibt von der Europäischen Union über EUIPO, das ist quasi das Markenamt der Europäischen Union, eine Förderung für KMUs für die Anmeldung von Marken sowohl im deutschen als auch im europäischen Register. Man bekommt da bis zu 1.000 Euro erstattet. Hierfür muss man sich vorab bewerben und sobald man die Zusage hat, kann man die Marken-Eintragung anstoßen.

2. Ein weiteres großes Learning im Vorfeld war, dass es ein Nachteil sein kann, wenn der Domainnamen nicht mit dem Markennamen übereinstimmt. Wir hatten ja Numi als Markennamen und numi.circular als Domain. Und das macht es viel schwieriger, in Suchmaschinen gefunden zu werden, vor allem, wenn es andere Unternehmen mit einem ähnlichen Namen gibt.

3. Konsistenz ist bei einem Rebranding sehr wichtig. Man sollte schon vorab sehr gut durchdenken, wo und in welcher Reihenfolge man Dinge verändert. Bei uns gab es zum Beispiel eine kleine Verzögerung, als wir das offizielle Rebranding schon gelauncht hatten und die neue Website direkt nachziehen wollten. Der Relaunch hatte sich dann aber um eine Woche verschoben, was zwischendrin für Verwirrung gesorgt hat, da wir das Rebranding ja kommuniziert hatten, aber die Webseite noch die alte war. Wir haben das dann mit einem Hinweis oben auf der Seite gelöst.

Kommunikation und Wiederholung sind der Schlüssel

4. Wir haben unseren direkten Kontakten bereits vorab per Mail Bescheid gegeben, dass wir unseren Namen ändern. Das lief nicht nur unter dem Motto „Euch wollen wir es als allererstes sagen“, sondern es ging auch darum, sie als Multiplikatoren zu nutzen. Wir haben ihnen gesagt, an welchem Tag wir das Rebranding launchen und dafür um Unterstützung auf den sozialen Medien gebeten. Außerdem haben wir unsere neuen E-Mail-Adressen geteilt und darum gebeten, sie zu speichern und nur noch diese zu nutzen. Das ist auch deswegen wichtig, damit diese nicht im Spam landen. Das hat aber auch etwas mit der neuen Domain zu tun und man muss hier ein paar Einstellungen beachten.

5. Übergangszeiten einplanen. Wir werden noch für längere Zeit, Minimum ein Jahr, die alten E-Mail-Adressen parallel weiterlaufen lassen, für alle, die das Rebranding nicht mitbekommen haben. Das gleiche gilt für die alte Domain. Wenn man aktuell numi.circle eingibt, dann wird man zu Koorvi redirected – und das wird auch noch eine Zeit lang so bleiben. Minimum ein Jahr braucht es da sicherlich auch.

6. Und natürlich muss man das Rebranding so oft wie möglich platzieren, damit die Leute es möglichst nicht nur einmal hören, sondern öfter. Auf LinkedIn beispielsweise machen wir es aktuell so, dass wir zwar schon als Koorvi auftreten, aber in Klammern immer noch „former Numi.circular“ im Namen stehen haben. Und auch im Header unserer Webseite haben wir das nach wie vor drin, damit wir da niemanden verlieren.

So geht es nach dem Rebranding für Koorvi weiter

Munich Startup: Wie geht es jetzt nach dem Rebranding weiter für euch?

Andrea Schneller: Das Thema Circular Economy bekommt gerade viel Aufmerksamkeit und immer mehr Unternehmen bekommen langsam regulatorischen Druck zu spüren, z. B. im Textilbereich, auch durch Entscheidungen auf EU-Ebene. Wir merken, dass wir dadurch ganz andere Arten von Gesprächen führen, als es vielleicht noch vor ein oder zwei Jahren der Fall war. Insofern steht dieses Jahr unter dem Stern, erste Kunden umzusetzen und gleichzeitig den Outreach zu vergrößern, um jetzt von den ersten Pionieren zu einer breiteren Kunden-Zielgruppe zu kommen.

Parallel dazu bauen wir unser Partnernetzwerk weiter aus. Wir selbst haben ja eine Software-Lösung, weswegen wir in unseren Kern-Industrien – also im Konsumgüterbereich, bei Textilien, Outdoor, Sport, Kinder – auf ein Netzwerk an Partnern setzen, die für uns wiederverkaufen, aufbereiten, recyceln und andere zirkuläre Services anbieten. Im Herbst wollen wir dann eine Finanzierungsrunden starten, dafür bin ich jetzt in den frühen Vorbereitungen. Und natürlich sind wir parallel immer noch in der Weiterentwicklung, so ein Produkt ist ja nie fertig.

Munich Startup: Und zum Abschluss noch die Frage: Was steckt hinter Eurem neuen Namen „Koorvi“?

Andrea Schneller: Wir hatten gesagt, dass wir mit dem neuen Namen wieder einen Eigennamen haben möchten, der aber auch den Kern dessen enthalten soll, was wir tun. Und das haben wir geschafft, deswegen sind wir auch so happy mit dem Namen. „Koorvi“ ist tatsächlich ein Kofferwort, darin steckt zum einen „kör“, das heißt im ungarischen Kreis. Wir haben also tatsächlich den „Circle“ im Namen, ohne irgendwas mit „Circle“ zu heißen. Und die Zweite Silbe, „vi“, steht für das Leben. Damit bildet unser Name den Produkt-Lebenszyklus ab, den wir ja mit unserer Lösung verlängern. Darauf gekommen, Ungarisch zu verwenden, sind wir durch einen Tipp aus unserem Umfeld. Andere Sprachen für einen Markennamen zu verwenden ist ja nicht ungewöhnlich, und da wurde uns eben vorgeschlagen, uns doch einmal Ungarisch anzuschauen, da es da viele schöne Wörter gibt, die es eben nur da gibt.

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Maximilian Feigl

Maximilian Feigl berichtet seit 2020 über das Münchner Startup Ökosystem. Dabei haben es dem studierten Politikwissenschaftler vor allem Deeptech-Themen angetan.

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