© Katja Ruhnke

Women in Tech: Business Angel Katja Ruhnke

Katja Ruhnke ist seit 2019 als Business Angel unterwegs. Gemeinsam mit ihrer Schwester Conny Hörl investiert sie in Startups, die die Welt nachhaltig besser machen. Gesundheit, Umwelt und nachhaltige Technologien sind dabei ihr Schwerpunkt. Sie haben unter anderem in die Münchner Startups Blackwave, Hey Circle und XO Life investiert.

Munich Startup: Was für eine bisherigen Karriereweg hast Du?

Katja Ruhnke: Als Kind einer Unternehmerfamilie war ich nach dem Abitur zehn Jahre lang als Musicaldarstellerin und Schauspielproduzentin im Kultursektor tätig. Nach meinem Kulturmanagementstudium führte mich mein Weg zurück nach München ins Familienunternehmen. Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern wurde ich im Sommer 2019 mit der Idee der Startup-Finanzierung infiziert und bin seitdem zusammen mit meiner Schwester Conny Hörl mit großer Leidenschaft Angel-Investorin. Im Januar 2023 haben wir zudem den „CK-Workspace“ eröffnet, einen Coworking-Space und Shared-Office, in dem wird die Old Economy (Immobilien) und die New Economy (Startups) zusammenbringen. Im Herbst 2021 erschien mein erstes Buch „Female Money – wie Investorinnen die Startup Welt verwandeln“.

Munich Startup: Was hat Dich dazu motiviert, in Startups zu investieren?

Katja Ruhnke: Ich hatte 2019 einen Life Changing-Moment. Ich durfte meinen Trauzeugen auf eine Startup-Konferenz begleiten. Zuvor kannte ich nur die „Höhle der Löwen“ und mir war nicht bewusst, dass Startups eine Asset-Klasse sind, in die eigentlich jeder investieren kann. Die Leidenschaft und die Energie gepaart mit den Ideen und Lösungen, die unsere Welt retten werden, haben mich so mitgerissen, dass ich mehr oder weniger sofort entschieden habe Business-Angel zu werden. Es gibt mir unglaublich viel Hoffnung und stimmt mich mehr als optimistisch, wenn ich sehe, wie viele großartige GründerInnen an den Problemen, die sich aktuell türmen, arbeiten. Ich muss und möchte hier meinen Anteil leisten.

Katja Ruhnke: Faible für Hardware

Munich Startup: Welche Technologie oder Branche findest Du persönlich aktuell besonders interessant?

Katja Ruhnke: Conny und ich haben uns auf Impact-Investments spezialisiert, also finde ich nach wie vor alles aus dem Bereich spannend. Zuletzt haben wir mit Hey Circle in ein Startup aus dem Bereich Circular-Economy investiert. Das finde ich eine wahnsinnig wichtige Branche, weil mich der Konsumüberfluss teilweise richtig erschreckt und wir dem Herr werden müssen. Aber auch das Thema Bildung reizt mich immer wieder, obwohl das wirklich schwierig zu finanzieren ist. Zudem haben wir einen Faible für Hardware, was aber ebenfalls schwierig in der Finanzierung ist.  Wir suchen uns gerne mal Themen aus, die nicht alle machen wollen.

Munich Startup: Welche Vorteile bringen Deiner Ansicht nach divers aufgestellte Gründungs- oder auch VC-Teams mit sich?

Katja Ruhnke: Weibliche Investoren bringen unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen in die Investitionsentscheidungen ein. Außerdem neigen Frauen dazu, häufiger in von Frauen geführte Startups zu investieren. Dies ist besonders wichtig, da weibliche Gründerinnen oft weniger Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten haben als ihre männlichen Kollegen. Die Unterstützung durch weibliche Investoren kann helfen, diese Lücke zu schließen und die Geschlechterungleichheit im Unternehmertum zu verringern. Außerdem investieren Frauen häufiger in Unternehmen, die gesellschaftliche Herausforderungen angehen und nachhaltige Geschäftsmodelle verfolgen und ich glaube, dass braucht die Welt aktuell einfach dringend. Diverse Teams dagegen performen nachweislich besser, weil sie bessere Entscheidungen treffen.

Munich Startup: Was sind Deine drei liebsten Arbeitstools?

Katja Ruhnke: Ich arbeite gerne mit Asana. Am meisten nutze ich Microsoft OneNote, früher habe ich per Hand in Notizbücher geschrieben und nix wieder gefunden, OneNote war meine Rettung. Im Allgemeinen nutze ich aber sehr wenige Tools, da mir die Zeit fehlt, mich ausreichend damit zu beschäftigen.

Pitch-Tipp: „Wer diese Hürde nicht gut meistert, hat keine Chance“

Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema “Pitchen”?

Katja Ruhnke: Pitchen ist eine Performance und muss geprobt werden. Faktoren wie Mimik, Stimme und Gestik können ausschlaggebend sein. Es ist ein Verkaufsgespräch, dessen Wirkung viel zu oft von den GründerInnen unterschätzt wird. Es ist die Eintrittskarte für tiefergehende Gespräche. Wer diese Hürde nicht gut meistert, hat keine Chance auf ausreichend Kapital.

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Katja Ruhnke: Ja und nein, schlechte Phasen bieten unheimlich viele Chancen, da sich der Markt konsolidiert und nachweislich in diesen Phasen große Companys entstanden sind. Aber die Gründungsbedingungen in Deutschland halte ich für bescheiden, wir sind teuer, kompliziert, werden in Bürokratie erstickt und wir haben viel zu wenig Respekt vor dem Unternehmertum. Die Startbedingungen im europäischen Ausland sind teilweise viel besser, so dass ich mich als GründerIn schon sehr genau überlegen würde, ob Deutschland der richtige Standort ist. Zudem ist die rasante Technologieentwicklung sehr schwer einschätzbar, auch für uns InvestorInnen ist das schwierig. Was heute aktuell ist und als gute Lösung erscheint, kann morgen schon veraltet sein. Geschwindigkeit ist meiner Meinung nach ein Schlüsselkriterium der Zukunft und dass ist keine Kernkompetenz von und Deutschen.

Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Startup-Standort München noch verbessert werden?

Katja Ruhnke: Wir bräuchten viel mehr Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Playern. Hier kocht jeder sein eigenes Süppchen und hat seine eigene Gruppe oder Veranstaltung. Aus meiner Beobachtung heraus funktioniert das in Berlin besser. Dort gibt eine größere gemeinsame Community.

Munich Startup: Welche Investorin oder welchen Investor würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?

Katja Ruhnke: Catie Wood von Ark Invest. Wie sie Investments auswählt und woher sie ihre Überzeug nimmt. Das würde mich wahnsinnig interessieren.

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Helen Duran

Als Redakteurin ist die Wirtschaftsgeografin Helen Duran seit 2015 für Euch in der hiesigen Gründerszene unterwegs. Sie ist neugierig auf Eure spannenden Startup-Geschichten!

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