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Womit beschäftigen sich Edtech-Startups?

Unter dem Begriff Edtech lassen sich innovative und technologieorientierte Produkte, Services, aber auch Unternehmen zusammenfassen, die Lern- und Bildungsanwendungen effizienter, zugänglicher und effektiver gestalten. Wir beleuchten für Euch, wie sich traditionelle Bildungsmodelle verändern und welche Rolle Startups dabei spielen.

Es ist keine Neuigkeit, dennoch müssen wir es uns immer wieder bewusst machen: Die Digitalisierung hat nahezu alle Aspekte unseres Lebens revolutioniert. Das Bildungswesen bildet dabei keine Ausnahme. Hausaufgaben auf dem Tablet machen, eine neue Sprache per App lernen oder Nachhilfestunden online nehmen – Lernen und Lehren funktionieren heute anders als noch vor wenigen Jahren. COVID-19 hat diese Entwicklung noch beschleunigt. In Zeiten von Abstandsregeln und Kontaktbeschränkungen waren Schulen und Universitäten weltweit gezwungen, auf digitale Lernmethoden umzusteigen. Damit hat die Pandemie die Bedeutung von Edtech massiv verstärkt.

Edtech steht als Abkürzung für Education Technology und bezeichnet alle Formen von Technologie, die den Bildungsprozess unterstützen und verbessern sollen. Dazu gehören alle Spielarten von Software, Hardware, digitalen Plattformen und Online-Diensten. Tablets, interaktive Projektionsbildschirme oder Whiteboards fallen genauso darunter wie personalisierte Lernpfade mittels Künstlicher Intelligenz oder immersive Lernerfahrungen durch virtuelle Realität. Dabei kommt Edtech in verschiedenen Bildungsbereichen zum Einsatz, von der Grundschule bis zur Hochschulbildung sowie in der beruflichen Weiterbildung und im lebenslangen Lernen. Ziel ist es dabei immer, die SchülerInnenergebnisse zu verbessern, individualisierte Bildung zu fördern und den Arbeitsaufwand von Lehrkräften zu reduzieren.

Edtech als Lösungsansatz für aktuelle Herausforderungen

Der Einsatz digitaler Technologien hat das Potenzial, den Bildungsmarkt grundlegend zu transformieren. Angesichts der aktuellen Herausforderungen erscheint dieser Wandel nahezu unverzichtbar:

  • Bereits jetzt stellt der Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft dar. Selten waren Unternehmen so stark darauf angewiesen, in ihre bestehende Personalstruktur zu investieren. Mit Edtech-Lösungen können sie ihre Schulungsangebote verbessern und fachliche Defizite schneller beheben.
  • Technologischer Fortschritt bringt ständig neue Berufsbilder mit sich, die neue Qualifikationen erfordern. Dabei ist es wichtig, Bedürfnisse frühzeitig zu erkennen und passende Bildungsangebote bereitzustellen. Edtech-Lösungen bieten eine Vielzahl von Lernkonzepten, die unterschiedlichste Nischen bedienen und flexibel auf veränderte Anforderungen reagieren.
  • Der Lehrkräftemangel in Schulen verschärft sich. Dazu bestehen die seit Jahren kritisierten Defizite bei der Digitalisierung weiter fort. Innovative Lehrkonzepte erfüllen nicht nur die aktuellen Bedürfnisse der SchülerInnen, sondern können auch das knappe Personal bei der Verwaltung des Unterrichts entlasten.

Startups befeuern Trends

GründerInnen und Startups aus dem Edtech-Sektor übernehmen in dieser Entwicklungsdynamik eine entscheidende Rolle. Mit unkonventionellen Ansätzen und Schnelligkeit sind sie wesentlich flexibler und agiler bei der Entwicklung neuer Technologien und Produkte als etablierte Unternehmen oder Ministerien. Durch ihre Innovationskraft und den Fokus auf benutzerzentrierte Lösungen können sie die digitale Transformation im Bildungswesen deshalb effektiv vorantreiben. Hier sind einige der Hauptbereiche, auf die sich Edtech-Startups konzentrieren:

  • Online-Lernen und E-Learning-Plattformen: Entwicklung von Plattformen, die Online-Kurse und Lernressourcen anbieten.
  • Online-Nachhilfe und Peer-Learning: Plattformen, die es SchülerInnen ermöglichen, Nachhilfe oder Peer-Learning-Sessions online zu buchen.
  • Lernmanagementsysteme (LMS): Erstellung von Softwarelösungen, die Schulen und Universitäten dabei unterstützen, den Unterricht zu organisieren, Lernmaterialien zu verteilen und die Fortschritte der SchülerInnen zu verfolgen.
  • Künstliche Intelligenz und adaptives Lernen: Einsatz von KI, um personalisierte Lernpfade zu erstellen, die sich an die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Lernenden anpassen.
  • Gamification und spielbasiertes Lernen: Integration von Spielmechanismen in den Lernprozess, um die Motivation und das Engagement der Lernenden zu steigern.
  • Virtuelle und erweiterte Realität (VR / AR): Nutzung von VR und AR, um immersive Lernerfahrungen zu schaffen, die komplexe Konzepte anschaulicher und interaktiver vermitteln.

Münchner Startups aus dem Edtech-Sektor

Zu den bekanntesten Edtech-Startups aus dem hiesigen Ökosystem gehören:

Easy-Tutor: Das 2017 gegründete Unternehmen stellt eine Online-Nachhilfe-Plattform für Studierende, SchülerInnen und deren Eltern bereit. Auf ihr können sie aus über 1.000 aktiven und individuell geprüften TutorInnenen auswählen. In den Jahren 2020, 2021 und 2022 konnte Easy-Tutor jeweils eine erfolgreiche Finanzierungsrunde abschließen.

Edurino: Mit einem hybriden Konzept führt Edurino Kinder ab dem Vorschulalter an die Anforderungen der digitalen Welt von morgen heran. Das Angebot umfasst eine Kombination aus physischem Spielzeug und digitaler Lern-App und lädt NutzerInnen auf eine geschichtsbasierte Reise in die spielerische Lernwelt ein. Nach einem erfolgreichen Start in der DACH-Region expandierte das Startup Ende 2023 auch nach Großbritannien.

Mentessa: Um lebenslanges Lernen geht es bei Mentessa. Mit seiner Plattform matcht das Startup Angestellte auf Grundlage ihrer Skills. Intelligente Algorithmen sollen dabei helfen, psychologische Barrieren zu überwinden und gezielt mit anderen in Kontakt zu treten. Fallen dann erst einmal die Hürden, die Hierarchien oder Vorurteile aufgebaut haben, ermöglicht Mentessa den informellen Wissensaustausch, leichteres Onboarding und erfolgreichere Zusammenarbeit.

Rocket Tutor: Das 2022 gegründete Startup Rocket Tutor hat es sich zur Mission gemacht, Bildung durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu personalisieren und für jeden Lernenden zugänglich zu machen. Der KI-Tutor steht aktuell SchülerInnen der Oberstufe in mehreren Bundesländern zur Verfügung. Bisher konzentriert sich das Angebot auf das Fach Mathematik, weitere MINT-Fächer sollen folgen.

Simpleclub: Das Unternehmen bietet mit seiner App eine Wissensplattform für SchülerInnen ab der 5. Klasse. Die Anwendung umfasst ein breites Spektrum von Übungsaufgaben und Zusammenfassungen über Erklärvideos bis hin zur Vorbereitung auf Abitur und Realschulabschluss. Außerdem hat das Münchner Startup auch Angebote für Auszubildende und dual Studierende parat. Hierfür arbeitet Simpleclub mit Partnern wie der Deutschen Bahn, Brillux, Deichmann oder der IHK zusammen.

Straightlabs: Straightlabs hat sich darauf spezialisiert, digitale Lern-Apps und virtuelle 3D-Trainingswelten für Unternehmen zu entwickeln. Das Startup nutzt neueste Forschungserkenntnisse und kombiniert sie mit Cloud-Technologien für digitale Anwendungen sowie immersiven Technologien wie Virtual Reality. So entstehen realitätsnahe Lernumgebungen, in denen Lernende in interaktive und dynamische Szenarien eintauchen können.

Studysmarter: Die Lernplattform von Studysmarter verknüpft die Funktionalitäten vieler Apps und Tools: Content Management, Content Processing, Statistiken und intelligente NLP-Algorithmen. Studierende können auf der Studysmarter-Plattform ihre Lernunterlagen hochladen, wo sie ein Algorithmus analysiert und verarbeitet. Den daraufhin generierten Smart Studying Content können Studierende dann in Echtzeit aufrufen. Die Anwendung zeigt zudem Statistiken zum aktuellen Lernstand und -fortschritt an und erhöht die Lernmotivation mit Gamification Features.

Ubimaster: Verschiedenen Aspekten der Nachhilfe widmet sich Ubimaster. Im Rahmen eines Festpreis-Modells erhalten SchülerInnen und Auszubildende unbegrenzten Zugang zu On-Demand-Hilfe durch qualifizierte TutorInnen. Außerdem bietet Ubimaster seine Produkte auch Unternehmen an, die den Service in ihre Mitarbeiter-Benefit-Programme integrieren und so alle Kinder der Belegschaft unterstützen können, unabhängig vom Einkommen der Eltern.

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