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So sieht der Stadtrat das Münchner Startup-Ökosystem

Ist München ein guter Standort, um ein Startup zu gründen? Welche Maßnahmen kann die Stadtpolitik ergreifen, damit sich noch mehr GründerInnen hier ansiedeln? Diese und weitere Fragen werden wir am 17. Juli beim Munich Startup Festival an Vertreter des Münchner Stadtrats stellen. Vorab haben wir uns bereits bei den teilnehmenden Fraktionen nach Ihren Einschätzungen erkundigt.

In den vergangenen Jahren hat sich München zu einem echten Hotspot für innovative Startups gemausert. Mit einer lebendigen Gründerszene, vielen Tech-Unternehmen und anerkannten Forschungsinstituten bietet die bayrische Landeshauptstadt jungen UnternehmerInnen jede Menge Chancen. Doch wie soll es weitergehen? Welche Pläne und Visionen hat der Münchner Stadtrat, um dieses Wachstum zu fördern? Genau darum soll es am 17. Juli beim Munich Startup Festival gehen. Unter dem Titel „Visionen für das Münchner Ökosystem: Fragen und Antworten aus dem Stadtrat“ stellen sich vier Stadtrats-Vertreter Fragen aus der Startup-Community. Um einschätzen zu können, was uns dabei erwartet, werfen wir schon jetzt einen Blick auf die unterschiedlichen Positionen der Fraktionen.

Wie ist der aktuelle Zustand?

Wir haben die vier teilnehmenden Stadträte gefragt: Wenn Sie ein Startup gründen wollten, in welcher Stadt würden Sie gründen? Was bietet München, was andere deutsche Städte nicht bieten?

Hierbei war sich der Großteil der Fraktionen einig. Felix Sproll, Stadtrat der SPD / Volt-Fraktion, fasst zusammen:

„Innerhalb der EU würde ich mich bei der Gründung eines Startups immer für München entscheiden. München bietet eine hervorragende Infrastruktur, starke Netzwerke und eine hohe Lebensqualität, die für Fachkräfte aus aller Welt attraktiv ist. Zudem ist unsere Stadt ein bedeutendes Finanz- und Technologiezentrum mit vielen potenziellen Partnern und Investoren.“

Gänzlich anders sah das nur Fritz Roth, Stadtrat der FDP Bayernpartei:

„Mainz wäre ein guter Standort. München nicht. München hat in den letzten vier Jahren deutlich an Potenzial verloren. […] Es ist der Verwaltung gefühlt vollkommen egal, ob da ein neues Unternehmen kommt oder nicht. Diese bräsige und bequeme Politik ist fatal, zumal andere Hindernisse von Landes- oder Bundesseite ja noch oben drauf kommen.“

Welche Pläne hat der Stadtrat?

Wir wollten wissen: Welche Pläne haben Sie, um JungunternehmerInnen zu fördern und gute Konditionen zu bieten, damit diese sich weiter in München ansiedeln?

Manuel Pretzl, Fraktionsvorsitzender CSU mit Freie Wähler, meint dazu:

„Ein Problem in dieser Stadt ist und bleibt die Flächenknappheit und die damit verbundenen hohen Mieten. Wir als CSU / FW im Stadtrat haben erst kürzlich beantragt, die städtischen und damit günstigeren Gewerbeflächen in München auszuweiten, zu verdichten und auch an Existenzgründer zu vergeben.“

Der Vorschlag von Sebastian Weisenburger, Stadtrat der Fraktion Die Grünen – Rosa Liste:

„Um angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Lage dafür zu sorgen, dass gerade die entscheidenden Zukunftsbranchen und Tech-Startups in Deutschland und Europa gute Bedingungen finden, braucht es aber eine gemeinsame Kraftanstrengung auf europäischer Ebene. Die bisherigen, guten Akzente auf EU- und Bundesebene müssen entscheidend verstärkt und noch besser aufeinander abgestimmt werden.“

Und Sproll (SPD / Volt) merkt an:

„[Zur Unterstützung von Startups] gehört für mich vor allem ein erleichterter Zugang zu Finanzierung, die Zurverfügungstellung von vergünstigten Büro- und Arbeitsflächen sowie auch Vernetzungsevents. Gleichzeitig sollten Kooperationen mit Universitäten und Forschungsinstituten in der Region intensiviert und vereinfacht werden.“

Was fehlt im Münchner Ökosystem?

Unsere letzte Frage: Welche Branchen sind in München unterrepräsentiert? Was würden Sie dafür tun, dass sich aus diesem Bereich mehr Startups hier ansiedeln?

Roth (FDP Bayernpartei) erklärt:

„Unterrepräsentiert sind klar Handwerksbetriebe und industrielle Fertigung. Der Unternehmermix ist zwar breit, aber insgesamt zu dienstleistungslastig aufgestellt.“

Um Handwerker und industrielle Fertigungen zu fördern, bräuchte es laut Roth deutlich mehr Mischgebiete mit Platz für Werkstätten und Fertigungsbetriebe, mehr bezahlbare Gewerberäume für Startups und eine bessere ÖPNV-Anbindung an das Umland, auch für den Warentransport.

Auch Pretzl (CSU / FW) meint:

„Ich glaube, dass München ein riesiges Potenzial in der Kombination aus traditionellem Handwerk und Startups verschenkt. Leider hören wir von ganz vielen Handwerksbetrieben, dass die aktuelle grün-rote Politik ihnen das Leben schwer macht. Das wird bald dazu führen, dass wir ums Eck Leute haben, die an Flugtaxis und Robotern tüfteln – aber niemanden mehr, der ein kaputtes Klo reparieren kann. Wir sollten deshalb auch Gründungen im Bereich Handwerk mehr unterstützen, zum Beispiel mit passenden Flächen in den Gewerbehöfen.“

Die Ansicht von Weisenburger (Die Grünen – Rosa Liste):

„München hat hohe Miet- und Lohnkosten – das betrifft unter anderem besonders das Handwerk, den Einzelhandel, die Kultur- und Kreativwirtschaft. Mit verschiedenen Initiativen versuchen wir hier gezielt zu unterstützen: Mit Gewerbeflächenoptimierung, digitalen Handwerker*innenparkausweisen, der Pilotierung digital buchbarer Liefer- und Ladezonen, Maßnahmen zur Digitalisierung des Einzelhandels und mit einem eigenen städtischen Team für die Kultur- und Kreativwirtschaft, das auch bei der Suche nach Räumlichkeiten unterstützt. Eine neu eingerichtete Lots*innenstelle im KVR soll Unternehmen zukünftig dabei helfen, sich im Verwaltungsgeflecht zurechtzufinden.“

Ob Förderung, Regulierung oder internationale Vernetzung – die zum Teil deutlich voneinander abweichenden Standpunkte versprechen eine spannende Diskussionsrunde. Wer eigene Fragen dazu einbringen möchte, kann diese ab sofort über dieses Formular einreichen.

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