Foto: Quantum Diamonds

Quantum Diamonds: Innovative Sensortechnik für die Halbleiterindustrie

Quantum Diamonds entwickelt hochsensitive Sensoren, die in der Entwicklung und Produktion von Micro-Chips eingesetzt werden, um winzigste Fehler frühzeitig zu entdecken. Kevin Berghoff (CEO) und Dr. Fleming Bruckmaier (CTO) haben uns mehr über ihre Innovation und ihre Zukunftsvision für Quantum Diamonds erzählt – und warum die Investorensuche für hochkomplexe Themen noch herausfordernder ist.

Munich Startup: Was macht Quantum Diamonds? Welches Problem löst Ihr?

Dr. Fleming Bruckmaier: Quantum Diamonds entwickelt hochsensitive Sensoren, die auf Stickstoff-Fehlstellen-Zentren (NV-Zentren) in Diamanten basieren. Diese Technologie ermöglicht die nicht-invasive Qualitätskontrolle in der Halbleiterindustrie, indem sie minimalste Leckströme detektieren kann. Herkömmliche Sensoren stoßen oft an physikalische Grenzen, während unsere Sensoren frühzeitig mögliche Fehlstellen identifizieren und somit die Effizienz der Halbleiterproduktion verbessern können​​.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Dr. Fleming Bruckmaier: Bisher wurden vor allem optische Methoden zur Qualitätskontrolle verwendet. Da moderne Chips jedoch immer komplexer werden und aus mehreren Schichten bestehen, benötigt man Methoden, die durch alle Lagen hindurchschauen können. Unsere Technologie unterscheidet sich durch die Verwendung von NV-Zentren in hochreinen Diamanten, was eine extrem hohe Sensitivität und Auflösung ermöglicht. Die Quantenzustände in den NV-Zentren werden durch Temperatur sowie magnetische und elektrische Felder beeinflusst und können optisch ausgelesen werden. Dies bietet eine höhere Präzision und geringere Invasivität im Vergleich zu bestehenden Lösungen.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Kevin Berghoff: Die Gründung von Quantum Diamonds begann mit der Forschung von Dr. Fleming Bruckmaier an Quantensensoren für chemische Analysen. Diese Arbeit zeigte breitere Anwendungsmöglichkeiten in der Halbleiterfertigung auf. Bei einem Workshop der UnternehmerTUM traf Fleming auf mich und meine Vision für die kommerzielle Nutzung von Quantensensoren. Unterstützt durch das EXIST Gründerstipendium starteten wir Quantum Diamonds, um innovative Lösungen für die Halbleiterindustrie zu entwickeln​​.

Herausfordernde Suche nach Investoren und Experten

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Dr. Fleming Bruckmaier: Unsere größten Herausforderungen waren die Finanzierung für ein so komplexes Thema, das Anwerben globaler Experten nach München sowie die Sicherstellung der Anwendungsrelevanz unserer Technologie. Die Akquise von Investitionen für tiefgehende technologische Innovationen ist anspruchsvoll, da sie oft hohe Risiken und lange Entwicklungszeiten mit sich bringen. Zudem war es eine Herausforderung, international führende Experten nach München zu holen, um ein komplementäres Team aufzustellen. Schließlich ist es entscheidend, dass unsere Entwicklungen praxisnah sind und den tatsächlichen Anforderungen der Industrie entsprechen.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Kevin Berghoff: In einem Jahr möchten wir unsere Sensoren erfolgreich in Pilotprojekten mit führenden Halbleiterunternehmen einsetzen und die ersten kommerziellen Verträge abschließen. In fünf Jahren streben wir an, ein etablierter Anbieter von Quantensensorlösungen für die Halbleiterindustrie zu sein und unsere Technologie auf weitere Industriebereiche auszuweiten, einschließlich Materialwissenschaften und Biomedizin​​.

München ist idealer Standort für Quantum Diamonds

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Kevin Berghoff: München bietet ein hervorragendes Umfeld für Startups, insbesondere im Bereich Halbleiterindustrie. Mit Unternehmen wie Infineon, Qualcomm, Zeiss, TDK, Huawei und Apple, sowie den führenden Forschungsinstitutionen TUM, UnternehmerTUM und Werk1, gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Kooperationen und Unterstützung. Die Stadt verfügt über ein starkes Netzwerk an Investoren und Unternehmen, die offen für innovative Projekte sind. Diese Unterstützung und Ressourcen haben uns erheblich geholfen, unsere Vision voranzutreiben.

Munich Startup: Outsourcen oder selber machen?

Dr. Fleming Bruckmaier: Wir verfolgen eine hybride Strategie. Kritische Komponenten wie Quantensensoren und Auswertungssoftware entwickeln wir intern, um unsere Innovationskraft und Qualität zu sichern. Standard-Mikroskopie-Equipment wird über spezialisierte Partner aus der Halbleiterindustrie mit geringerem Produktionsvolumen bezogen. Diese Vorgehensweise ermöglicht uns, flexibel und effizient auf Marktanforderungen zu reagieren und unsere Ressourcen optimal zu nutzen.

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