Das Manaomea-Gründungsteam Ulrich Riedel und Christine Arlt
© Manaomea

Betterpens und mehr: Wie Manaomea endloses Recycling ermöglicht

Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft sind oftmals Vorreiter beim Integrieren von Konzepten der Kreislaufwirtschaft in ihr Geschäftsmodell. In unserer Reihe zum Thema zeigen wir ausgewählte junge Unternehmen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft, die das Thema Kreislaufwirtschaft vom Kern auf Mitdenken. Diesmal: Manaomea. Wir haben mit der Gründerin Christine (Tine) Artl darüber gesprochen, wie sie zirkuläre Arbeitsweisen in das Geschäftsmodell integriert hat. Und sie erzählt, was Startups sich bei ihrem Unternehmen abschauen können.

Munich Startup: Wer seid Ihr und was macht Manaomea? 

Tine Arlt, Gründerin von Manaomea: Wir sind Manaomea, ein Social-Impact-Startup. Manaomea steht für bestmögliches Recycling von Textilien. Mit unserer innovativen Technologie aus der Raumfahrt beseitigen wir Textilabfälle, indem wir diese in ein einzigartiges, charaktervolles und festes Material verwandeln.  

Unser Manaomea-Material ist auf jedem Millimeter unikat, super authentisch und natürlich zirkulär. Mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in den schönsten stabförmigen Designs kann es wie (Tropen)-Holz und Kunststoff sowohl im Innenraum als auch Außenbereich eingesetzt werden, während die Bäume stehen bleiben. Heute fertigen wir daraus ganz besondere Stifte – die Betterpens – und im nächsten Step einzigartige Möbel und Interior-Design wie zum Beispiel neuartige Sockelleisten, Wandpanels sowie Schmuck und Accessoires. Unser Material lässt sich endlos im Kreis führen. Von Stiftkörper zu Stuhl zu Boden, und dies immer wieder, ganz ohne Schreddern. 

Ab 2025 wird es dann endlich auch an den Textilmüllbergen im globalen Süden gefertigt. Denn es ist unser langjähriges Ziel dort zu wirken, wo der ganze Textilmüll, der ja auch von uns allen hier stammt, anfällt. Und dort mit unserer Technologie und sozial-fairen Jobs echte Veränderung zu bewirken. 

Space-Tech für Textilabfall

Munich Startup: Welche Tech-Features nutzt Ihr, um Cradle-zu-Cradle-Prinzipien anzuwenden? 

Tine Arlt: Wir nutzen unsere Technologie aus der Luft- und Raumfahrt, um jede Art von Textilabfall zusammen mit unserem Bioharz in unser einzigartiges Manaomea-Material zu verwandeln. Wir produzieren Stäbe verschiedener Geometrien – immer Stäbe. Das ist der Clou, der es uns ermöglicht, jeden Stab und jedes daraus entstandene Produkt, ohne es zu schreddern, zu recyceln und neu zu produzieren. So können aus kleinen Stäben wie Stifthülsen größere Stäbe entstehen, die in Innenräumen, Möbelstücken und anderen Anwendungen eingesetzt werden.  

Munich Startup: Wie bringt Ihr das Thema Kreislaufwirtschaft in Euer Geschäftsmodell ein? 

Tine Arlt: Bei uns beginnt Circularity schon mit der Idee des Designs. Wir haben von Anfang an mit wahnsinnig viel Kreativität und Geduld unser Material so entworfen, dass es im Kreis geführt werden kann, ohne dabei zerstört zu werden. So entstand das stabförmige Design. Jedes unserer Produkte ist nach minimalen und zirkulären Design-Prinzipien gestaltet, so dass es komplett zerlegt und recycelt werden kann.  

Kreislauffähig vom Material bis hin zu allen Verbindungstechniken 

Wir reduzieren dabei auf das Wesentliche. Kein unnötiger Schnickschnack. Zum Beispiel bestehen unsere Betterpens nur aus Textilabfällen und Bioharz, mit Wechselmine, teilweise mit Edelstahlteilen. Mehr braucht es nicht. Und jeder Stiftkörper kann in unseren Materialkreislauf zurückgeführt werden, um zum Beispiel zu einem Stab für ein Möbelstück zu werden. Die Stifthülse bleibt dabei komplett erhalten. Ein kleiner Stab wird zu einem größeren Stab, zu einem noch größerem, Stab, zu einem noch größerem Stab – endlos. Und wir lieben einfach unsere Betterpens. Sie sind wahre Impact-Wunder. Der erste Social-Circular-Upcycling-Kuli, der aus Abfall besteht. Er kann ewig in seinem Kreislauf geführt werden und dient auch noch einem sozialen Zweck – faire Jobs und gerechte Löhne direkt bei den Textilmüllbergen dieser Welt.  

Nach dem Erfolg der Betterpens geht es weiter mit größeren Stäben, um neue spannende Produkte wie Möbelstücke und Innenraumgestaltungen zu schaffen. Durch Kooperationen mit tollen Möbelmarken und anderen Partnern möchten wir unsere Reichweite und unseren Impact vergrößern. 

High-Technologie in smarte, kostengünstige Anlagen übersetzen 

Munich Startup: Was können andere Startups von Euch lernen? 

Tine Arlt: Andere Startups können von uns lernen, wie man eine superinnovative High-Technologie in smarte, kleine, dezentrale und kostengünstige Anlagen übersetzt und so direkt am Ort des Problems wirken kann. Technologietransfer in den globalen Süden statt riesige Anlagen im globalen Norden. So schaffen wir nicht nur nachhaltige Lösungen vor Ort, sondern empowern auch lokale Gemeinschaften und verwandeln sie in innovative Zentren.  

Wir zeigen, dass es möglich ist, echte Abfälle als wertvolle Ressource zu betrachten und in wunderschöne, unikate Produkte zu verwandeln. Wir lieben Materialien und könnten uns verlieren in einzigartigen Haptiken und kleinen Details, die aus den textilen Resten enstehen. Genauso lieben wir unseren Planeten. Es ist so schön hier! Deshalb ist es uns so wichtig, ganzheitlichen Impact zu erzielen. Vom Material selbst her, sozial vor Ort und im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Wir freuen uns, wenn unser Material in vielen Branchen Anwendung findet. 

Munich Startup: Was sind Eure aktuellen Herausforderungen? 

Tine Arlt: Wachsen und Sichtbarkeit. Wir sind mitten in einer Finanzierungsrunde, um die nächsten Märkte und vor allem auch die Endkunden mit unserem Material zu erfreuen. Dafür benötigen wir vor allem Sichtbarkeit, tolle Partner und ein deutlich größeres Team. Denn im nächsten Jahr starten wir auch unsere erste Partnerschaft für unseren ersten Standort in Indien. Hier sind wir derzeit noch in der Auswahl von geeigneten Partnern.  

Herausforderungen: Kapitalsuche und Skalierung

Und wir arbeiten an der Skalierung unserer Produktion und entwickeln fleißig neue inspirierende Produkte aus Manaomea-Material. Dabei geht es auch darum, unsere Prozesse zu optimieren, um größere Mengen an Textilabfällen verarbeiten zu können.  

Munich Startup: Wo seht Ihr Euch in fünf Jahren? 

Tine Arlt: Ich darf hier mal ganz groß denken: Manaomea ist ein führendes Impact-Unternehmen, das mit seinem einzigartigen Material die Welt verzaubert und maßgeblich dazu beiträgt, die Textilmüllberge dieser Welt schrumpfen zu lassen. Unser Material ist THE Trendmaterial und Manaomea eine globale Impact-Marke!  

Zusammen mit großartigen Partnern haben wir mindestens sechs verschiedene Standorte mit sozial-fairen Produktionen weltweit – überall dort, wo die Textilmüllberge sind. Besonders aber in Ländern, die durch unseren Überkonsum stark betroffen sind. Durch unsere Produktionsstätten ernähren wir vor Ort jeweils mindestens 15 Familien und empowern so vor allem viele Frauen. Pro Produktionsstätte werden 4.600 Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr eingespart und 200 Tonnen Textilmüll upgecycelt.  

Unser unikates Material ersetzt (Tropen-)Holz und Plastik in vielen Bereichen und ist besonders aus der Innenraumgestaltung und dem Möbelbau nicht mehr wegzudenken. Aber auch bei Schmuck, Bürsten und anderen Accessoires trifft man stets auf Manaomea-Material. Es sind allesamt Lieblingsstücke. Und wir haben ein globales Rücknahmesystem mit zum Beispiel großen Möbelhäusern etabliert, so dass Kreislaufwirtschaft auch wirklich gelebt werden kann. Besonders lieben wir unsere Kooperationen mit fantastischen Marken wie Ikea und Hermès, mit bekannten Designern sowie berühmten Bauprojekten. Sie zeigen die Vielfalt und Schönheit unseres Materials und tragen prominent die so wichtige Social-Impact-Botschaft in die Welt. Zusammen verwandeln wir Textilmüll in Schönes. 

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