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Roboverse Reply bringt mobile Roboter zu allen Unternehmen

Viele Menschen zeigen sich beeindruckt von dem, was mobile Roboter bereits leisten können. Doch beim Einsatz im Unternehmen sieht es oft anders aus. Denn mit dem Kauf des Roboters ist es längst nicht getan, auch für sie benötigt es Onboarding-Prozesse, damit sie ihre Aufgaben erledigen können. Und oft müssen Arbeitsabläufe zuerst einmal automatisiert werden. Roboverse Reply, ein Spin-off des IT-Dienstleisters Reply, widmet sich genau diesen Prozessen und will so Roboter auch in solchen Branchen einführen, in denen diese noch nicht verbreitet sind. Im Interview erklärt das Unternehmen, wie das funktioniert, wo die Herausforderungen liegen und warum es sich für München als Hauptstandort entschieden hat.

Munich Startup: Was macht Roboverse Reply? Welches Problem löst Ihr?

Roboverse Reply: Unser Ziel ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre betriebliche Effizienz zu steigern und innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, indem sie mobile Robotik in ihre Abläufe integrieren. Mit einem breiten Spektrum an Lösungen, die unter anderem auf KI-Funktionen, Flottenmanagement und digitalen Zwillingen basieren, sowie strategischen Partnerschaften mit führenden Technologieunternehmen wie Boston Dynamics, verfügt Roboverse Reply über die technologische Expertise und das Branchen-Know-how, um Unternehmen auf ihrem Weg in die Zukunft zu begleiten.

Mit dem Einsatz von mobilen Robotern helfen wir Unternehmen bei einer Vielzahl von Herausforderungen, wie z.B. dem Fachkräftemangel mit der Übernahme von monotonen Aufgaben, schmutzigen Arbeiten und gefährlichen Tätigkeiten (Dull, Dangerous, Dirty). Durch die Einführung und Automatisierung von Arbeitsaufträgen reduzieren wir den Auftragsstau in Anlagen und deren Stillstandszeiten. Mit unseren Lösungen sind wir in der Lage, defekte Pumpen, Motoren oder Lager frühzeitig zu erkennen und verschiedene Leckagen automatisiert aufzuspüren.

Die erfassten Daten werden von der KI verarbeitet und analysiert. Im Falle einer Anomalie erfolgt eine Benachrichtigung über Dashboards, Teams oder E-Mail, so dass der Mitarbeiter im Loop ist und rechtzeitig auf Probleme reagieren kann.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Roboverse Reply: Auch wenn einige der Technologien und Lösungen, die Roboverse Reply anbietet, bereits existieren, ist ihre Integration und Anpassung an spezifische betriebliche Anforderungen eine komplexe Aufgabe. Als kundennaher Systemintegrator bieten wir maßgeschneiderte, effiziente Lösungen und heben uns damit von Wettbewerbern ab, die oft auf vorgefertigte Lösungen setzen. So gewährleistet unsere Telemanipulationslösung für mobile Roboter die vollständige Steuerung von Roboterflotten über ein benutzerfreundliches Webinterface und VR-Brillen von überall auf der Welt aus. Unternehmen können mit dieser Funktion Routineinspektionen aus der Ferne durchführen sowie mit der Umgebung interagieren und in dieser manipulieren.

„Autonome Robotik ist ein komplexes Zukunftsthema“

Das Team von Roboverse Reply steht mit seiner Erfahrung im engen Dialog mit den Kunden vor Ort und findet durch Beratung eine individuelle Lösung. Autonome Robotik ist ein komplexes Zukunftsthema, dessen Einführung in Unternehmen bereits heute Mehrwerte schafft, aber strategisch und umsichtig angegangen werden muss. Wir begleiten unsere Kunden durchgängig auf ihrer Robotics Journey, von der Entwicklung einer unternehmensweiten Robotics-Strategie über die Implementierung von Prototypen, bis hin zum Rollout dieser Systeme – basierend auf unseren Acceleratoren und der Whitebox Software. Damit sind wir einzigartig in Europa.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Roboverse Reply: Unsere Gründungsstory beginnt mit der Aufnahme als Early Adopter in das Partnerprogramm von Boston Dynamics 2019. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits eine gewisse Expertise im Bereich Robotik mit Fokus auf Data und KI. Nach den ersten Tests und der Evaluierung von Use Cases konnten wir mit Proof of Concepts (PoCs) starten, den Markt mit unseren Entwicklungen mitgestalten und sind gemeinsam gewachsen.

Roboverse Reply arbeitet eng mit Boston Dynamics zusammen

Im Team haben wir das enorme Potenzial erkannt, das in der Kombination unseres Know-hows mit der Technologie von Boston Dynamics liegt. Als sich die Gelegenheit bot, beschlossen wir 2021, Roboverse Reply als eigenständiges Unternehmen zu gründen. Heute ist Roboverse Reply gewachsen und damit auch unsere Reichweite, da wir inzwischen eine Vielzahl von Partnerschaften eingegangen sind, um Lösungen mit mehreren Robotern anbieten zu können.

Im selben Jahr haben wir unser Können bei der AIRA Challenge (Advanced Industrial Robotic Applications) unter Beweis gestellt: Wir haben die Aufgaben gemeistert, die Jury überzeugt und die Challenge gewonnen. In diesem Jahr konnten wir unseren Titel bei der AIRA Challenge verteidigen. Außerdem wurden wir im Rahmen der ELROB 2024 (European Land-Robot Trial) mit dem Best Performance Award in der Recon Challenge ausgezeichnet. Damit haben wir bewiesen, dass wir unsere Kunden nicht nur strategisch beraten können, sondern auch in der Umsetzung einer der bestmöglichen Partner sind. Eine tolle Bestätigung, auf die wir stolz sind.

Mit unserem Hauptsitz in München und einem starken Netzwerk von Robotik-Experten sind wir in der Lage, die Zukunft der Robotik und Automatisierung mitzugestalten. Unsere Gründungsgeschichte ist geprägt von Engagement, Zusammenarbeit und dem Glauben an die transformative Kraft von Robotik-Technologien für eine breite Palette von Anwendungen.

Mobile Roboter in Branchen einführen, in denen sie noch nicht verbreitet sind

Munich Startup: Was waren bisher die größten Herausforderungen?

Roboverse Reply: Eine unserer größten Herausforderungen war es, unsere mobilen Roboter in Branchen einzuführen, in denen diese Technologie noch nicht weit verbreitet war, insbesondere bei großen, etablierten Unternehmen in traditionellen Industrien. Auch wenn wir uns darüber im Klaren waren, dass unser Produkt für diese Unternehmen sehr interessant sein könnte, stellte die mangelnde Vertrautheit mit mobilen Robotern doch eine Hürde dar.

Ein Beispiel aus der Praxis: Einige Unternehmen kaufen mobile Roboter, nutzen sie für Social Media Posts, schaffen dennoch keinen Mehrwert damit, weil Pilotprojekte im Ressourcenbedarf oder in der Komplexität unterschätzt wurden, denn auch IT Security, Datenschutz und der Betriebsrat möchten bei diesen Themen mitreden. Ohne Mehrwert durch deren Einsatz, aber mit hohem Ressourcenverbrauch, haben die Roboter intern keinen guten Eindruck hinterlassen, so dass diese Projekte nicht weiterverfolgt wurden. Es ist eine Aufgabe, diese Kunden zu identifizieren und ihnen zu helfen, der Robotik wieder eine Chance zu geben, auf die richtigen Anwendungsfälle fokussieren und einen schnellen Return-on-Invest (ROI) zu erreichen.

Unser Anspruch ist es, für unsere Kunden die besten Projekte für ihre relevanten Use Cases zu finden und zu liefern. Dafür brauchen wir aktuelles, praxisnahes Know-how und beschäftigen uns daher intern mit Bleeding-Edge-Robotern und Sensoren. Beispielsweise evaluieren wir derzeit einen humanoiden Roboter in unserer Testfläche und bewerten mögliche Einsatzgebiete. Es gibt sehr viele mobile Roboter, allerdings müssen wir die tatsächliche Marktreife kennen, wissen, welche regulatorischen Anforderungen sie erfüllen, welche typische Vorgaben von Großkonzernen damit erfüllt werden können und auch die Verfügbarkeit testen, damit wir diese Roboter in realen Anwendungsfällen bei unseren Kunden in Betracht ziehen können.

Beständiges Wachstum von Roboverse Reply

Einige dieser Herausforderungen konnten wir mit der Unterstützung des Reply Netzwerks und der Branche meistern. Die Ressourcen und das Fachwissen, die uns zur Verfügung stehen, erlauben uns, die Entwicklung sowie Vermarktung von Projekten voranzutreiben und gleichzeitig die Bedenken und Vorbehalte der Industrie zu überwinden.

Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?

Roboverse Reply: Seit unserem Start im Januar 2022 mit einem Team von fünf Kollegen haben wir eine beachtliche Entwicklung durchlaufen und sind auf über 25 Personen angewachsen. Ein Teil arbeitet im Bereich Spatial Computing, darunter Extended Reality (XR), Simulation und Visualisierung von digitalen Zwillingen auf Basis von Nvidia Omniverse. Der andere Teil fokussiert sich auf mobile Robotik, zum Beispiel mit Spot von Boston Dynamics. Unsere enge Zusammenarbeit mit diesem Hersteller hat uns zum bevorzugten Integrationspartner (Preferred Integration Partner) von Boston Dynamics in Europa gemacht. Dies spiegelt unser Engagement, die Zufriedenheit unserer Kunden sowie unseren Erfolg in der Branche wider.

Wir haben uns in wichtigen Industriezweigen wie Chemie, Energie, Logistik, öffentliche Sicherheit und Infrastruktur etabliert und bieten individuelle Lösungen für komplexe Anforderungen. Ein besonders spannender Meilenstein waren unsere Projekte im Bereich des digitalen Zwillings auf Basis von Nvidia Omniverse. Durch die qualitativ hochwertige Simulation in einer realitätsgetreuen Umgebung können mobile Roboter und Sensoren schneller und einfacher validiert und somit in den Betrieb eingeführt werden.

München ist „sehr dynamisch und förderlich für technologieorientierte Unternehmen“

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Roboverse Reply: Den Startup-Standort München haben wir bisher als sehr dynamisch und förderlich für technologieorientierte Unternehmen wahrgenommen. Die Region und ihr Umfeld beherbergen eine Vielzahl von Technologieunternehmen, die es uns ermöglicht haben, ständig neue Partnerschaften zu knüpfen und unser Netzwerk zu erweitern. Diese enge Vernetzung am Standort erlaubt es uns, uns mit führenden Köpfen der Branche auszutauschen und von einem vielseitigen Wissenspool zu profitieren. Darüber hinaus bietet München eine hervorragende Infrastruktur für den Ideenaustausch auf höchstem Niveau. Wir wollen unser Netzwerk sowohl in der Industrie als auch in der Forschung und Entwicklung in München weiter ausbauen und gemeinsam ein Cluster von Vordenkern und Unternehmen aufbauen, die den Mut haben, den Markt in diesem Bereich anzuführen.

Munich Startup: Outsourcen oder selbst machen?

Roboverse Reply: Wir haben uns dafür entschieden, unseren Kunden End-to-End-Lösungen anzubieten. Da wir vieles als „White Box“ in der Infrastruktur unserer Kunden installieren, erfordert dies ein hohes Maß an Transparenz, Robustheit, Zuverlässigkeit und Qualität. Darüber hinaus betreiben einige unserer Kunden kritische Infrastrukturen, die eine Sicherheitsüberprüfung der Projektmitarbeiter erfordern. Daher wird die Entwicklung bei uns intern durchgeführt und nicht ausgelagert. Wir konzentrieren uns darauf, Roboter und Sensorik in eine benutzerfreundliche Gesamtlösung zu integrieren und keine Inselsysteme zu entwickeln.

Mit unserer Plattform für Robotik und Sensorik sind wir in der Lage, sowohl universelle Problemstellungen zu lösen als auch speziell auf individuelle Anforderungen einzugehen. So haben wir beispielsweise selbst eine VR-Telemanipulationslösung für mobile Roboter entwickelt, die 3D-Modelle der Räumlichkeiten unserer Kunden enthält und gleichzeitig mit internen Systemen verknüpft ist, um dem Mitarbeiter einen vollständigen Überblick über die Anlage zu geben oder Servicetickets für Handwerker aus VR heraus zu erstellen. Um hier die Daten unserer Kunden bestmöglich zu schützen, vermeiden wir Outsourcing und die damit verbundenen Risiken.

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