Das Judes-Gründerpaar Leon von Klitzing und Nele Schellschmidt
Foto: Judes Family

Judes Family: Einfach nachhaltig Wickeln

Judes bietet waschbare Windeln mit ansprechendem Look, die besonders einfach zu handhaben sind. Das Gründerpaar, enttäuscht von herkömmlichen Stoffwindeln, hat ein eigenes System entwickelt, das wie Einwegwindeln funktioniert, aber wesentlich nachhaltiger ist. Mit ihrer Version wollen Nele Schellschmidt und Leon von Klitzing Stoffwindeln aus der Nische holen und sie als umweltfreundliche, wirtschaftliche Alternative etablieren, wie sie uns im Interview verraten haben.

Munich Startup: Was macht Judes? Welches Problem löst Ihr?

Nele Schellschmidt: Judes sind waschbare Windeln für moderne, urbane Eltern, die ganz einfach in der Anwendung sind und gleichzeitig stylisch aussehen. Nach der Geburt unseres Sohnes 2020 haben wir geschockt festgestellt, wie viel Müll allein durchs Wickeln mit Einwegwindeln entsteht – pro Kind fällt in der Wickelzeit durchschnittlich eine Tonne Restmüll an. Windeln bestehen aus Verbundstoffen und sind deshalb nicht recycelbar. Bei der Entsorgung werden die Windeln verbrannt, wobei immer Reste übrigbleiben, die als Sondermüll in Endlager gebracht werden. Das wollen wir ändern – unsere Windeln sind waschbar und lediglich das Poo Paper landet im Müll.

Munich Startup: Aber das gibt es doch schon längst!

Leon von Klitzing: Die Stoffwindelangebote, die es auf dem Markt gab, haben uns nicht überzeugt: Entweder sie waren kompliziert im Handling, haben nicht dichtgehalten oder waren nicht wirklich ästhetisch. Damit wollten wir uns aber nicht abfinden und sind schließlich auf die Idee gekommen, unsere eigene Stoffwindel zu entwickeln, die unsere Kriterien erfüllt. Unser Windelsystem ist fein aufeinander abgestimmt und funktioniert genau wie Einwegwindeln, ganz ohne Falten und Knöpfen. Judes bestehen aus einer wasserfesten Überhose, einer weichen Innenwindel aus Bio-Baumwolle und einem Poo Paper. Dazu kommen stylische, wechselnde Designs und eine hohe Convenience – so wollen wir Stoffwindeln aus der Nische holen.

Judes will einfachste Stoffwindel der Welt anbieten

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Nele Schellschmidt: Ich komme aus der Modebranche, Leon war vorher schon unternehmerisch aktiv. Weil uns andere Stoffwindeln nicht überzeugen konnten, haben wir uns nach der Geburt unseres Sohnes das Ziel gesetzt, die einfachste Stoffwindel der Welt selbst zu entwickeln. Dafür haben wir uns so gut wie alle Angebote angeschaut, die es bis dahin gab, haben uns von den besten Funktionen inspirieren lassen und schließlich Judes Family gegründet. Parallel zur Entwicklung haben wir eine Kampagne gestartet, bei der Eltern Judes zu einem festen Preis vorbestellen konnten und uns damit bei der Finanzierung geholfen haben.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Leon von Klitzing: Unsere Innenwindel besteht aus einem extra für uns entwickelten Stoff, der dünn, besonders weich und gleichzeitig sehr saugfähig ist. Der erste Versuch kostete einen mittleren fünfstelligen Betrag. Leider hat sich bei der Verarbeitung herausgestellt, dass unser damaliger Hersteller die Windeln nicht zu unseren Qualitätsansprüchen produzieren konnte. Für das Herauskaufen verlangte er eine zu hohe Summe – deshalb konnten wir den Stoff am Ende gar nicht verwenden. Das war ein Schock für uns als junges Startup. Wir mussten deshalb erneut auf die Suche gehen und haben schließlich einen neuen Hersteller gefunden, der unsere Vision von Judes Family in höchster Qualität umsetzen konnte. Am Ende ist alles gut gegangen und wir konnten aus der Situation enorm viel lernen – auch darüber, wie wichtig professionelle Strukturen sind.

Raus aus der Nische

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Nele Schellschmidt: Wir wollen Stoffwindeln als attraktive und alltägliche Option für junge Familien erfolgreich in der Mitte der Gesellschaft positionieren. Dafür arbeiten wir kontinuierlich daran, das Bewusstsein für die Vorteile von Stoffwindeln zu erhöhen: Sie sind hautfreundlicher, umweltfreundlicher und langfristig wirtschaftlicher. Außerdem bauen wir eine Community auf, in der Eltern sich informieren und austauschen können und in der Judes eine selbstverständliche Wahl für moderne Eltern sind. Unser Ziel ist es, dass Stoffwindeln in fünf Jahren genauso anerkannt und etabliert sind wie Periodenunterwäsche heute. Dann wollen wir zurückschauen und die Pioniere sein, die mit Judes nicht nur ein Produkt in den Markt gebracht, sondern eine Bewegung angeführt haben.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Leon von Klitzing: Der Standort hat für uns Vor- und Nachteile: Über Netzwerke wie Entrepeneurs’ Organization haben wir in München viele andere UnternehmerInnen kennengelernt, mit denen wir uns regelmäßig austauschen und von denen wir viel lernen. Außerdem wissen wir als Gründer und Eltern die Mischung aus Stadt und Natur in München sehr zu schätzen. Auf der anderen Seite ist das Thema (flexible) Kinderbetreuung für uns hier ein großer Engpass – als Eltern ist unsere Arbeitszeit stark limitiert und wir haben auf konventionellem Wege keine Kinderbetreuung gefunden, so wie viele andere Eltern auch. Der Mangel an Betreuungsplätzen ist deutlich spürbar bei allen Eltern.

Munich Startup: Öffis oder Fahrrad?

Nele Schellschmidt: Fahrrad! Wir lieben es, mit dem Fahrrad durch den Englischen Garten und zur Isar zu radeln oder zum Workspace in unserem Kiez.

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