Sven Meyer-Brunswick, Principal bei Alpine Space Ventures und unser Interviewpartner. Hier beim NASDAQ-Börsengang vom Münchner Raumfahrtspezialisten Mynaric in 2021

Nachgefragt beim Space-Investor Alpine Space Ventures

Alpine Space Ventures ist ein Wagniskapitalgeber aus dem Bereich New Space. Der VC investiert in die vielversprechendsten Technologien rund um weltraumgestützte Konnektivität und Daten. Wir stellen Euch den Investor in einem Interview mit Sven Meyer-Brunswick, Principal bei Alpine Space Ventures, vor.

Munich Startup: Stellt Alpine Space Ventures bitte kurz vor.

Sven Meyer-Brunswick, Principal bei Alpine Space Ventures: Alpine Space Ventures ist ein Venture-Capital-Fonds, der sich auf Startups mit Bezug zur Raumfahrtindustrie konzentriert. Wir finanzieren also sowohl Unternehmen, die selbst Equipment im Weltraum betreiben möchten oder solches bereitstellen, sowie solche, die Weltraumdaten nutzen, um terrestrische Märkte zu bedienen.

Unser Team besteht aus erfahrenen Managern aus der Raumfahrt, die tief in die internationale Szene eingebettet sind. Unser Gründungspartner Bulent Altan war beispielsweise einer der ersten leitenden Ingenieure bei SpaceX und mit seinem Team verantwortlich für die Steuerungselektronik der Falcon 1, Falcon 9 und der Dragon-Kapsel, sowie für die ersten Prototypen der Starlink-Satellitenkonstellation. Ich war lange beim Münchner Raumfahrtunternehmen Mynaric und habe dort Wachstumskapital von Investoren beschafft und die Börsengänge der Firma umgesetzt, bevor ich letztes Jahr zu Alpine Space Ventures gewechselt bin. Im Team haben wir insgesamt mehr als 50 Jahre Erfahrung mit dem Aufbau von Teams, Produkten und Firmen im Raumfahrtsektor. Entsprechend sehen die Lebensläufe der weiteren Teammitglieder ähnlich aus. Dieser Erfahrungsschatz sowie ein sehr marktorientiertes Mindset machen uns aus.

Marktorientierung statt Science-Fiction

Munich Startup: In was investiert Ihr bevorzugt?

Sven Meyer-Brunswick: Wir investieren in Startups, die die kommerzielle Nutzung des Weltraums vorantreiben und Teams, die beim Stichwort Raumfahrt an Industrie und erdbezogene Anwendungen statt Sci-Fi denken. Unser Fokus liegt auf Unternehmen in der Seed- und Serie-A-Phase, die an einer greifbaren Lösung für ein existierendes Kundenproblem mit klar identifizierbarem internationalem Markt arbeiten. Unser initiales Investment liegt typischerweise im Bereich von 1 bis 5 Millionen Euro.

Munich Startup: In welche Art von Startup würdet Ihr nie investieren?

Sven Meyer-Brunswick: Projekte und GründerInnen, die besser in der Wissenschaft statt der freien Wirtschaft aufgehoben sind. Wir investieren in den Sektor, weil wir in den nächsten Jahren signifikantes wirtschaftliches Potenzial und eine riesige Chance sehen, eine der monetär und strategisch wertvollsten Industrien überhaupt aktiv zu formen. Dieses Business-Mindset erwarten wir auch von unseren GründerInnen.

Munich Startup: Wie scoutet Ihr Startups?

Sven Meyer-Brunswick: Wir scouten Startups durch unser umfassendes Netzwerk in der Raumfahrtbranche, einschließlich Partnerschaften mit Inkubatoren, Forschungseinrichtungen und anderen Venture-Capital-Firmen. Zudem nutzen wir Branchenkonferenzen, Wettbewerbe und Empfehlungen, um vielversprechende Unternehmen zu identifizieren. Unsere Mailbox ist auch immer offen.

Alpine Space Ventures: „Wir bieten unsere Perspektiven an“

Munich Startup: Müssen Startups bei Euch Angst haben, dass Ihr Euch zu stark einmischt?

Bulent Altan, Gründungspartner bei Alpine Space Ventures, vor der SpaceX Falcon 1 Rakete auf dem Kwajalein Atoll, 2006

Sven Meyer-Brunswick: Wir verstehen uns als Partner, die ihre umfassende Branchenerfahrung und Expertise teilen, um Startups auf ihrem Wachstumsweg zu unterstützen. Die ultimative Entscheidung liegt immer beim Managementteam des Startups. Wir bieten unsere Perspektiven an, die vom Startup-Team dann im Kontext ihrer eigenen Strategien und Ziele bewertet werden müssen. Not more, not less.

Munich Startup: Um erfolgreich zu sein, muss ein Startup…

Sven Meyer-Brunswick:… vor allem einen dringenden Marktbedarf mit bereits heute existierenden zahlungswilligen Kunden identifiziert haben.

Munich Startup: Nenne uns das K.O.-Kriterium beim Pitch!

Sven Meyer-Brunswick: „Wir erwarten den ersten Prototypen um 2030 und können ab 2035 Umsätze generieren.“

Munich Startup: Bei was habt Ihr Euch schon mal ordentlich verkalkuliert?

Sven Meyer-Brunswick: Nicht so sehr im Fonds, aber in unseren vorherigen Managementrollen in der Raumfahrtindustrie, haben wir einiges in Sachen Produktreife gelernt und mitgenommen. Es sind zwei komplett unterschiedliche Dinge, Raumfahrtsysteme und -lösungen einmalig unter Einsatz signifikanter Ressourcen zu bauen, oder diese in Serie kosteneffizient und zu gleichbleibender Qualität zu produzieren bzw. anzubieten. Dieser Aspekt wird von vielen Startups und Investoren unterschätzt.  

„Raumfahrtaktivitäten werden möglich, von denen wir vorher nur träumen konnten“

Munich Startup: Der Trend des Jahres ist…?

Sven Meyer-Brunswick: Starship. Wir stehen kurz davor, mit der Mega-Rakete von SpaceX ein neues Kapitel im technologischen Fortschritt der Menschheit aufzuschlagen. Raumfahrtaktivitäten werden möglich, von denen wir vorher nur träumen konnten. Mit dem US-Startup K2 Space haben wir bereits ein Investment im Portfolio, das konkret auf diese neue Realität setzt.

Munich Startup: Was macht die Münchner Startup-Szene aus Sicht der Investoren richtig? Was könnte sie besser machen?

Sven Meyer-Brunswick: In München ist in den letzten Jahren mit der UnternehmerTUM, den TUM Venture Labs, Space Founders, dem CDTM und vielen mehr ein sehr potentes Ecosystem gewachsen. Wir finden hier vor Ort eine sehr hohe Dichte an exzellenten IngenieurInnen und GründerInnen, sowie großes technisches Know-how, das nur darauf wartet, eingesetzt zu werden. Was in Deutschland häufig fehlt, ist das kommerzielle Mindset, Raumfahrtlösungen über Förderprogramme hinaus massiv kommerziell zu skalieren. Es gibt keinen relevanten regionalen Markt. Raumfahrtstartups müssen von Tag 1 an international denken und agieren.

Munich Startup: Last but not least: Auf wen gehen Startups zu, wenn sie mit Euch ins Gespräch kommen wollen?

Sven Meyer-Brunswick: Wir sind regelmäßig auf Veranstaltungen rund um Deeptech und Space vertreten. Sprecht uns einfach an oder schickt uns eine E-Mail.

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