Vanessa Theel von Summ AI
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Women in Tech: Vanessa Theel von Summ AI

Vanessa Theel hat 2022 gemeinsam mit Flora Geske und Nicholas Wolf Summ AI gegründet. Das KI-basierte Tool übersetzt komplexe Texte auf Knopfdruck in Leichte Sprache. Unternehmen können mit Hilfe des Startups Informationen schnell, kostengünstig und barrierefrei für alle zugänglich machen und damit unkompliziert regulatorische Anforderungen an die Barrierefreiheit ihrer Kommunikation erfüllen – insbesondere mit Inkrafttreten des Barrierefreiheitsstärkungsgesetztes 2025. Wir haben mit Vanessa Theel über ihre Motivation, Tipps und Learnings gesprochen.

Munich Startup: Wie war Dein bisheriger Karriereweg?

Vanessa Theel, Co-Founderin Summ AI: Ich habe meinen Bachelor in Mathematik in Heidelberg gemacht und danach mit meinen beiden Co-GründerInnen Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität München (TUM) studiert. Während meines Studiums habe ich verschiedene Praktika in Beratungen und bei Finanzdienstleistungsunternehmen gemacht, insbesondere im Bereich Modellierung und Programmierung. Direkt nach dem Master haben wir Summ AI gegründet.

Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?

Vanessa Theel: Nach meinem technischen Studium wollten wir drei – Flora, Nico und ich – unser Wissen aus der KI-Forschung und aus Praxisprojekten unbedingt zur Lösung eines gesellschaftlich relevanten Problems einsetzen. Meine Co-Gründerin Flora kannte das Thema Leichte Sprache schon aus dem Familienkreis: Ihre Tante benötigt aufgrund einer kognitiven Behinderung Informationen in Leichter Sprache, um im Alltag zurechtzukommen. Zudem wusste sie bereits, dass bisher kaum Texte in Leichter Sprache zur Verfügung stehen, da der manuelle Aufwand zur Erstellung einfach zu hoch ist. So kamen wir auf die Idee, ein Tool zu entwickeln, das nach dem Vorbild von “Google Translate” Texte auf Knopfdruck in Leichte Sprache übersetzt – allerdings nicht in eine Fremdsprache, sondern nach den offiziellen Regeln für diesen barrierefreien Sprachstil.

Entscheidungsfreiheit und Gestaltungsspielraum

Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?

Vanessa Theel: Ich hätte gern gewusst, dass selbstständig sein wirklich „selbst und ständig“ bedeutet. Viel Entscheidungsfreiheit und Gestaltungsspielraum – aber eben auch viel Arbeit! Außerdem hätte ich mir gewünscht, bereits vor der Gründung zu wissen, wie genau das Thema Buchhaltung funktioniert. Was ich jedoch nicht erwartet hatte, war, wie viel Freude es bereitet, die eigene Chefin zu sein und die Dinge auf eigene Faust in die Hand zu nehmen.

Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?

Vanessa Theel: Die ersten eineinhalb Jahre haben wir drei das Unternehmen gebootstrapped, also aus eigenen finanziellen Mitteln, Förderungen und ersten Umsätzen aufgebaut. Dabei war die Unterstützung durch Inkubatoren wie EXIST oder die Programme der UnternehmerTUM und insbesondere das Werk1 sehr hilfreich, da sie unsere Mission und Vision unterstützt haben. Seit Oktober 2023 haben wir externe Investoren an Bord, darunter institutionelle Investoren wie Venture Stars als unseren Lead Investor sowie verschiedene Business Angels.

Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?

Vanessa Theel: Am kreativsten bin ich mit einem Iced Coffee und einem Buch in der Sonne auf dem Balkon oder während Brainstorming-Sessions mit meinen MitgründerInnen Flora und Nicholas.

Munich Startup: Was sind Deine drei liebsten Arbeitstools?

Vanessa Theel: Zu meinen liebsten Arbeitstools gehören Hubspot, MS Office und natürlich unser eigenes Tool.

Marktkenntnis und Vertrauen in sich

Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema „Pitchen“?

Vanessa Theel: Mein Top-Tipp zum Thema Pitchen ist, den eigenen Pitch viel und intensiv zu üben – daran führt aus meiner Sicht kein Weg vorbei. Gleichzeitig sollte jede/r darauf vertrauen, dass man das eigene Unternehmen und den eigenen Markt selbst am besten kennt und dieses Vertrauen auch im Pitch ausstrahlen.

Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?

Vanessa Theel: Ja! Ich finde, es ist gerade eine gute Zeit, um zu gründen, besonders im Govtech-Bereich. Dieser Bereich wird immer wichtiger in der Branche und B2G-Modelle werden zunehmend zu attraktiven VC-Cases, auch wegen des ökonomischen Klimas, das zum Beispiel Enterprise-Sales gerade immer schwieriger macht.

Vanessa Theel: Nächste Gründung in Crypto?

Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?

Vanessa Theel: Auch wenn Flora und Nicholas das vielleicht nicht sofort unterschreiben würden, finde ich den Bereich Crypto bzw. Web3 sehr spannend. Ich habe vor der Gründung von Summ

AI ein Traineeship bei der Europäischen Zentralbank (EZB) im Bereich Crypto gemacht und fand es extrem faszinierend.

Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?

Vanessa Theel: Ich finde München als Gründungsstandort großartig. Es gibt viele talentierte Menschen vor Ort, Institutionen wie UnternehmerTUM oder WERK1 unterstützen junge Gründerinnen und es gibt zahlreiche erfahrene Gründerinnen in der Stadt. Ein Manko hat München jedoch: Die extrem hohen Mieten, die für GründerInnen eine Belastung darstellen, da das Geld besser ins Unternehmen investiert werden könnte.

Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?

Vanessa Theel: Es gibt viele inspirierende GründerInnen, denen ich auf Events immer wieder begegne. Eine Gründerin, die ich gerne einmal persönlich treffen würde, ist Zarah Bruhn von Social-Bee. Ich würde sie gern fragen, wie sie KritikerInnen, die dem Thema Inklusion skeptisch gegenüberstehen, begegnet und was der entscheidende Hebel war, der das Wachstum von Social-Bee ermöglicht hat.

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